Regine Lück spricht bei der Preisverleihung

Die Richard-Siegmann-Stiftung

Die Richard-Siegmann-Stiftung will Menschen mit durchaus ungewöhnlichen Ideen Mut machen. Sie will ihnen Aufmerksamkeit verschaffen, Türen öffnen und ein Stück des Weges ebnen. Durch die Würdigung vorbildlicher Projekte will das Gremium zugleich weitere Bürger anstiften, sich einzubringen, Verantwortung zu übernehmen, Visionen zu entwickeln und bei der Umsetzung mitzuwirken.

Die von der Stiftung verliehenen Preise

© J. Kloock

Die Richard-Siegmann-Medaille

Die Richard-Siegmann-Stiftung verleiht jedes Jahr eine mit 3000 Euro dotierte Medaille. Mit der Medaille und der öffentlichen Debatte darüber will die Stiftung letztlich den Gemeinsinn der Bürger und das Selbstbewusstsein der Stadt befördern, wie bereits die Hanse sie praktizierte. Sie will zu einer weltoffenen und demokratischen kommunalen Kultur beitragen, wie Richard Siegmann sie lebte. Die Medaille soll dazu beitragen, dass uns die herausragenden Leistungen von Richard Siegmann ebenso wie sein furchtbares Ende in Erinnerung bleiben.

Die Förderpreise

Neben der Richard-Siegmann-Medaille vergibt die Stiftung jedes Jahr einen oder mehrere Förderpreise. Diese werden von Rostocker Unternehmen oder Institutionen gestiftet und ehren vom Kuratorium nominierte Bewerbungen mit einer Geldprämie.

Der Namensgeber – Vordenker und Schrittmacher

Richard Siegmann kam in den letzten Tagen des 19. Jahrhunderts von Berlin nach Rostock. Über drei Jahrzehnte prägte er das wirtschaftliche, politische und kulturelle Leben der aufstrebenden Hansestadt.

26jährig übernahm der Sohn aus großbürgerlichem Haus die Leitung der Rostocker Straßenbahn AG. Von Anfang an betrieb er ihren energischen Ausbau. Mit der Erweiterung und Elektrifizierung des Streckennetzes legte er den Grundstein für ein zeitgemäßes Verkehrsnetz. Mit seinen bahnbrechenden Vorhaben verlieh er zugleich der gesamten Stadtentwicklung entscheidende Impulse. Damit trug er nicht zuletzt zu Rostocks Aufstieg zu einem führenden Industrie-Standort Norddeutschlands bei.

Bald ging das Wirken von Richard Siegmann weit über das kundenorientierte Verkehrsunternehmen hinaus. Mit Pioniergeist und Tatkraft gründete er den Rostocker — und kurz darauf den Mecklenburgischen Fremdenverkehrs-Verein sowie die Arbeitsgemeinschaft der Fremdenverkehrs-Vereine der Ostseebäder. Mit innovativen Ideen warb er für den Tourismus und für seine Wahlheimat. Zum Beispiel mit dem so genannten Reutergeld.

Als geachtetes Mitglied der Rostocker Stadtvertretung und der Rostocker Kaufmannschaft sowie der Vorstände des Kommunalvereins, des Konzertvereins, des Tierschutzvereins, der Aero-Clubs und der Rostocker Singakademie engagierte er sich allumfassend für eine gedeihliche Entwicklung seiner Kommune. Auch in mehreren jüdischen Gremien bekleidete Richard Siegmann hohe Ämter.

Gruppenbild mit Richard Siegmann vorne in der Mitte sitzend
Ein wiederentdecktes Bild von Richard Siegmann (Bildmitte).

Dass Richard Siegmann Jude war, spielte bis 1933 keine Rolle. Dann zwang man ihn jedoch, alle seine Ämter aufzugeben und die Straßenbahn AG zu verlassen. Richard Siegmann fühlte sich Zeit seines Lebens als Deutscher und konnte sich daher nicht zur rettenden Emigration entschließen. Er wurde enteignet und deportiert. 1943 verhungerten Richard Siegmann und seine Frau im Konzentrationslager Theresienstadt. Ihre jüngste Tochter Heidi wurde in Auschwitz ermordet. Zwei Kinder konnten nach Amerika fliehen.

Zum Plan der Nationalsozialisten gehörte auch, das Wirken des einst so anerkannten Bürgers aus dem Gedächtnis der Stadt zu tilgen. Im Stadtarchiv gelang ihnen das gründlich. Kein Bild und kaum eine Urkunde fanden sich dort. Die Rostocker Straßenbahn AG begann deshalb Anfang der 1990er Jahre mit Nachforschungen. Später startete auch die Richard-Siegmann-Stiftung einen Aufruf zur Mithilfe. Zahlreiche Privatpersonen sowie mehrere Vereine folgten dem und stellten Fotos, Dokumente und Erinnerungen zur Verfügung. Auch die Rostocker Historiker Frank Schröder und Dr. Jan-Peter Schulze beschäftigten sich in wissenschaftlichen Arbeiten mit dem Namensgeber der Stiftung. Sie förderten weitere Spuren in Berlin und Rostock zu Tage, sprachen mit Zeitzeugen und studierten zahlreiche Akten. Ihre Forschungsergebnisse lassen ahnen, wie groß das Leben von Richard Siegmann und wie grausam sein Ende war.

Bereits 1992 benannte die Stadt Rostock eine Straße nach Richard Siegmann. Zu der Zeremonie war auch seine 89-jährige Tochter Melanie Litten aus den USA angereist. Seit 2002 erinnert ein Stolperstein vor dem Rostocker Rathaus an den großen Sohn der Stadt und sein tragisches Schicksal.

Mehr in einer Publikation von Jan-Peter Schulze: Richard Siegmann …aber wir waren Deutsche. Rostock, Redieck & Schade, 2011

Finanzen

Spender und Zustifter willkommen

Die Stiftung besitzt ein Grundvermögen von 125.000 Euro. Es bleibt ungeschmälert erhalten. Die Preisgelder und die Verwaltungskosten werden lediglich aus den Zinsen dieses Vermögens bestritten und aus Spenden.

Neben der Medaille und dem Preisgeld von 3.000 € konnte die Stiftung in den letzten Jahren regelmäßig Förderpreise mit einer Dotierung von 500 € vergeben. Die Preise wurden von Unternehmen der Stadt gestiftet.

Weitere Förderer und Mitstreiter sind jederzeit willkommen. Zustiftungen zum Grundvermögen und Spenden für die aktuelle Arbeit sind von der Steuer absetzbar, da die Stiftung vom Finanzamt als gemeinnützige Einrichtung anerkannt wurde.

Spendenkonto

Richard-Siegmann-Stiftung
IBAN DE30120300000010068484

Wer sind wir

Vorstand

Die Geschäfte der Stiftung führt der dreiköpfige Vorstand. Diesem gehören derzeit folgende Personen an:

Jochen Bruhn

Vorsitzender

Yvette Hartmann

1. Stellvertreterin

Andrea Krönert

2. Stellvertreterin

Kuratorium

Über Grundsätze, Jahresthema und Preisvergabe entscheidet das Kuratorium. Es trifft sich im Frühjahr jeden Jahres, um das Jahresthema zu diskutieren und zu beschließen. Mit der Auslobung definiert es auch die Bedingungen für die Bewerbung um die Siegmann-Medaille. Nach der Veröffentlichung lädt die Stiftung zu einer öffentlichen Podiumsdiskussion zum Jahresthema ein. Mit Experten und Betroffenen mischt sie sich in laufende Debatten ein und macht sich vor der Preisvergabe zugleich selber kundig.